Über diesen Blog

Dies ist ein Blog über die politische Dimension von psychischer Gesundheit. Was als Blog über meine Depression begann, wurde zu einem Prozess, mich aus der psychologischen Perspektive, die mich beständig in einer egozentrischen, individualisierten Selbstanalyse und Selbstbeschuldigung festhielt, zu befreien und stattdessen die politische Ebene sichtbar zu machen. Diese ermöglicht es mir, mich in einen gesellschaftlichen Kontext einzubetten und meine Probleme als Ergebnis kollektiver Missstände zu verstehen. Dieser Blog ist radikal herrschaftskritisch und kämpft für die menschliche Würde.

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Den Kampf beenden

Das Game Hellblade: Senua´s Sacrifice versucht eine Psychose erlebbar zu machen. Nachdem ich es vor ein paar Jahren aufgrund seiner Eindrücklichkeit nicht spielen konnte, konnte ich es letztens mit einer anderen Perspektive spielen. Es offenbart eine durchaus weise Einsicht über den Weg zur Heilung.

Die eine Lösung für alles und die, auf die ich nie gekommen bin

Sehr früh habe ich für mich einen psychischen Überlebensmodus entwickelt, weil ich überfordert und verunsichert war. Dieser musste eine Lösung für jedes Problem sein. Zunächst war das seit meiner Pubertät der Burnout-Modus, bis ich nicht mehr konnte. Darauf folgte eine lange Suche nach einer neuen Universallösung. Des Kampfes müde geworden, wird mir langsam bewusst, dass es auch einen Weg ohne Kampf geben könnte.

Arbeit und Autonomie

Seit einigen Jahren befinde ich mich in meinem Kreislauf der Depression. Als Ausstieg aus der Armut und der damit verbundenen Optionslosigkeit nehme ich einen Job auf. Schnell tauchen Gefühle der Entfremdung auf. Ich fühle mich in meinen Jobs nicht wahrhaftig und autonom. Wenn die Verzweiflung darüber so stark wird, dass die Suizidgedanken aufkommen, ziehe ich die Reißleine und bin zurück in der Armut. Was mich nie verlässt, ist die verzweifelte und erschöpfende Suche nach einem Ausgang aus diesem Kreislauf, einem Job, der mich nicht umbringt.

Sich mit der Dunkelheit anfreunden

Mit meinen Ansichten stoße ich auf Widerstände. Es hat lange Zeit gebraucht, bis ich sie als Angst meines Gegenübers dechiffrieren konnte, zuvor zweifelte ich meine eigene Realitätswahrnehmung an. Manchmal scheine ich Menschen an ihre eigenen dunklen Flecken zu erinnern, was die meisten Menschen zur Flucht, zum Kampf oder anderen Schutzreaktionen veranlasst. Meiner Erfahrung nach wird man die Dunkelheit so nicht los, sondern findet Frieden, indem man sich mit ihr anfreundet.

Das Spiel, dessen Regeln ich nicht kenne

Ich träume wieder von einem verpassten Klausurtermin und Regeln, die unerwartet meine Lebenspläne vereiteln. Der Traum spiegelt meine Angst wider, dass das Leben in dieser Gesellschaft für mich ein Spiel ist, dessen Regeln ich nicht beherrsche und ich so immer wieder mit unvorhersehbaren Schwierigkeiten konfrontiert werde. Die Willkür dieser menschengemachten Probleme gerät mit meinem Freiheits- und Autonomiebedürfnis in Konflikt.

Mathematik, mein Symbolbild für den Kontrollverlust

Ein Traum erinnert mich daran, dass meine Reaktion auf überfordernde und willkürliche Anforderungen von außen, der Versuch war, Kontrolle zu etablieren. Mein Überlebensmechanismus, um negativen Konsequenzen zu entgehen, war es, alles möglichst durchzuplanen und meine Gefühle im Zaum zu halten. Gerade Gefühle des Widerstandes gegen diese Anforderungen konnte ich nicht zulassen, weil meine Angst zu groß war, ihnen nicht gerecht werden zu können, wenn ich ehrlich wäre. Die Konsequenzen dafür wollte ich nicht auf mich nehmen. Um mehr Freiheit zu gewinnen, hat es mir geholfen, mich mit der Angst vor den Konsequenzen auseinanderzusetzen.

Die Überlastung von Beziehung durch die Individualisierung kollektiver Probleme

In diesem Text versuche ich heraus zu bekommen, woher eine bestimmte Art von Konflikt in meinen Beziehungen kommt. Das sind die Situationen, in denen der Frust meines Gegenübers über eine Aussage so extrem hoch ist, dass mich das Gefühl beschleicht, ich sei nicht alleinige Verursacherin dieses Frustes. Es ist populär zu behaupten, jemand sei in seinen psychologischen Mustern getriggert worden und er*sie müsse diese bearbeiten. Das lässt diesen Menschen aber mit seinen Gefühlen alleine, bezeichnet diese als unangemessen und schiebt die Verantwortung Einzelnen zu. An dieser Stelle betrachte ich diese Gefühle als Reaktion auf kollektive Probleme, nach deren Lösung innerhalb persönlicher Beziehungen gesucht wird, was zu einer Überlastung derselben führt.

Warum man NICHT alles positiv sehen sollte

Unzufriedenheit, Trauer, Wut usw. sind wichtige emotionale Informationen, die uns auf ein Problem hinweisen. Diese Gefühle wegzudenken, indem man versucht, alles positiv zu sehen, ist eine Unterdrückung dieser Informationen. Wie soll Verdrängung uns zu einer unverstellten, wahren Einschätzung unserer Lage und einem realistischen Weltbild verhelfen? Wie können wir Veränderungen anstreben, wenn wir nicht zunächst anerkennen, dass etwas falsch ist? Wäre alles in Ordnung, dann bräuchte es kein positives Denken. Deshalb hat die Aufforderung positiv zu denken einen ideologischen Zug, der das Bestehende konserviert und Verantwortlichkeiten verschiebt.

An meine Freunde

Unsere Freundschaft ist getrübt. Ein Schatten der Enttäuschung, des Schmerzes und der Wut liegt über all meinen Beziehungen. Nie kamen wir als Gemeinschaft zusammen, einzeln kämpfen wir auf unserem Weg. Wie sehr sind daran gesellschaftliche Strukturen Schuld, die uns auseinandertreiben? Oder liegt es am Ende doch daran, dass ihr mich einfach nicht gern genug habt? Wie soll sich der Schatten verflüchtigen, wenn ich nicht weiß, woran es liegt?

Die Sehnsucht nach Gemeinschaft

Die Menschen haben die meiste Zeit ihrer Historie in Gemeinschaften gelebt. Warum sollten wir aktuell keine Sehnsucht danach haben? Doch diese Sehnsucht wird auf die Paarbeziehung projiziert und die Individualisierung schreitet voran. Vereinzelte Menschen aber sind machtlose Menschen, ganz nach dem Motto divide et impera.

Was an der Individualisierung durch die Psychotherapie gefährlich ist

Die systemische Therapie macht es im Ansatz richtig: die zu behandelnde Person in ihrem Kontext zu verstehen. Um eine realistische Perspektive zu bekommen, müsste aber der gesamte Kontext einer Person betrachtet werden und das heißt auch der zeitgeschichtliche, geografische und politische Kontext. Die Individualisierung im therapeutischen Setting trägt zu einer gefährlichen Entpolitisierung bei, die die Last für kollektive Schwierigkeiten und politische Missverhältnisse dem Individuum zuschiebt. Im schlimmsten Fall lässt sich dies als Manipulation hin zur Konservierung des bestehenden politischen Systems verstehen.

Die Verwirrung, die mir meine Therapie bescherte

Erst einige Monate nach der Beendigung meiner Therapie wird mir klar, dass diese doch einigen Schaden angerichtet hat. Statt meine Gefühle als aktuell und bezogen auf meine Gegenwart anzuerkennen, lernte ich sie als Echos der Vergangenheit zu charakterisieren. Doch das Gewühl in meiner Vergangenheit brachte keine Verbesserung, vielmehr trennte es mich von meinem gegenwärtigen Erleben und anderen Menschen ab und damit auch von den Möglichkeiten dort und mit anderen zusammen nach Lösungen zu suchen. Zudem wird die politische Dimension des Geschehens deutlich: Meine Schwierigkeiten werden individualisiert und in die Vergangenheit verlegt, damit verlieren sie jeglichen Bezug zu aktuellen kollektiven und politischen Schwierigkeiten. Mein Potenzial, mich für politische Veränderungen einzusetzen, verwandelte sich in rückwärtsgewandtes Auseinandernehmen meiner Psyche.

Mentale Panzerung

Ein Alptraum erinnerte mich daran, wovor ich mich fürchte: nicht genug Vorbereitungszeit zu haben um meinen mentalen Panzer anzulegen. Dieser ist der Schutz vor Gefühlen, die nicht gefühlt werden dürfen, Gedanken, die nicht gedacht werden dürfen und schon gar nicht laut ausgesprochen werden dürfen. Denn sie machen mich unangepasst und das gefährdet mein Überleben in einer Welt, in der man mit Anpassung besser fährt.

Meine Gefühle sind kein Hirnfurz

Warum glaube ich eigentlich, meine Gefühle seien völlig unbegründet, unangemessen und irgendeine Art Fehlfunktion von mir? Ich glaube ja nicht, dass ich ein völlig isoliertes, dekontextualisiertes Lebewesen bin. Warum glaube ich nicht, dass sie eine Reaktion auf die Welt sind, in der ich lebe?

Manipulation der eigenen Gefühle als Überlebensstrategie

Sind wir mit einer Situation konfrontiert, die nicht mit unseren Bedürfnissen, Gefühlen, Werten oder ähnlichem übereinstimmt, erleben wir ein emotionales Unbehagen, das uns darauf hinweist, dass hier für uns etwas nicht in Ordnung ist. Eine Option ist, die Situation zu ändern oder sie zu verlassen. Wenn dies nicht möglich ist, bleibt die Option sich anzupassen und in sich selbst eine Stimmigkeit mit der Außenwelt zu erzeugen. Wer ständig Ohnmachtserfahrungen gemacht hat und gelernt hat, dass die erste Option nicht funktioniert, der greift auf die zweite zurück.

Von einem kranken System ins nächste

Als ich die Schule beendete und von Zuhause auszog, dachte ich, ich hätte nun die unguten Systeme von Familie und Schule hinter mir gelassen, die Konstellationen von Streit, Konkurrenz und Leistungsdruck. Mir hatte das nicht gutgetan, aber ich war abhängig und so lernte ich, irgendwie darin zu überleben. Ich glaubte, dass es damit vorbei sei, wenn ich als Erwachsene mein Leben selbst bestimmte, aber ich musste lernen, dass das System Familie und Schule nur Teil eines viel größeren Systems sind und sich hier die Disharmonie, Gewalt und der Anpassungsdruck in noch größeren Dimensionen zeigt.

Zurück aus der Sommerpause

Mein Urlaub hat neue Gedanken angestoßen oder vielleicht auch alte Gedanken neu angestoßen. Ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Schreiben anfangen soll. Was wäre, wenn nicht ich, sondern meine Lebenssituation das Problem wäre? Und der Kurzschluss in meinem Kopf bestünde überwiegend darin, dass ich mir selbst sage, ich sei nicht in Ordnung, obwohl es eigentlich so ist, dass ich etwas um mich herum nicht in Ordnung finde?

Der Mangel in unserer Kultur

Mit anderen zusammen ums Feuer herumsitzen, sich an einen Baum lehnen, die Kräuter am Wegesrand entdecken - das macht Menschen glücklich. In Verbindung zur Natur zu sein und in Gemeinschaft mit anderen Menschen, erfüllt existentielle Bedürfnisse. Wenn das so ist, warum hat unsere Kultur so wenig Platz dafür? Kann es sein, dass unser moderner Lebensstil gar nicht das beste für unsere emotionalen und spirituellen Bedürfnisse ist? Wie viele Menschen mit der Diagnose Depression leiden einfach nur an unserer Kultur, während sie glauben, dass sie selbst das Problem seien?

Ein Rückblick auf meine Therapie

Ich habe einige Zeit gehadert, meine Therapieerfahrungen niederzuschreiben. Dieses Hadern sagt einiges darüber aus, wie ich meine Therapie erlebt habe und wie sich in der Beziehung zu meinem Therapeuten alt bekannte Muster wiederholt haben. Ich thematisiere Vertrauen in einer therapeutischen Beziehung, Überforderung des Therapeuten und Lücken in der Behandlung. Die Frage stellt sich mir, welche Hoffnungen ich hatte und ich kläre für mich, was ich von Therapie erwarten darf.

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