Worum geht es?

Diese Website ist aus dem Wunsch heraus entstanden, mich selbst bei der Heilung meiner Depression zu begleiten und Sprache für mich zu finden. Darüber hinaus war es mein Anliegen, anderen Menschen einen Zugang zu meiner Welt zu ermöglichen, um über psychische Gesundheit aufzuklären und anderen Betroffen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Ich wollte Menschen die Möglichkeit geben festzustellen: Ah Moment mal, das Gefühl kenne ich ja auch, konnte ich nur bisher nicht in Worte fassen.

Mittlerweile ist mein Anliegen noch mal ein ganzes Stück politischer geworden.

Lange Zeit habe ich meine Depression überwiegend aus individueller und psychologischer Perspektive betrachtet. Mit mir stimmt irgendetwas nicht, wenn ich in meiner Psyche aufräume, dann sollte bald alles wieder rund laufen.

So wurde das mit mir auch in meiner Therapie eingeübt. Meine Gefühle von heute wurden dort als unbearbeitete Gefühle aus der Kindheit betrachtet, aber nicht als etwas, was von der Gegenwart verursacht wird oder da auch nur hingehören würde. Meine Wut war eine kindliche Wut, meine Trauer stammte von früher, mein Schmerz sollte aufhören, wenn ich meine Vergangenheit aufgearbeitet hätte.

Ich brauchte einige Monate nach Beendigung meiner Therapie, um festzustellen, dass diese Perspektive mich in 6 Jahren keinen Zentimeter weitergebracht hatte, vielmehr sogar noch mein Selbstwertgefühl gemindert, mein Vertrauen in Menschen gebrochen und meine Hoffnungen zerstört hatte. Die Therapie hatte mich als isolierten, egozentrischen Menschen zurückgelassen, der das Problem ständig bei sich suchte und sich dafür jeden Tag selbst analysierte. Das war nicht nur richtig anstrengend, sondern auch verwirrend und überhaupt nicht produktiv.

Am Ende meiner Therapie fühlte ich mich, als hätte man mit mir eigentlich an meiner Anpassung an die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse gearbeitet. Ich sollte es schaffen, ein normales Leben zu leben, entsprechend der Norm zu funktionieren.

Ich bin aber schon immer ein philosophisch denkender Mensch gewesen, der politisch kritisch ist und die Gesellschaft auf ihre Macht- und Herrschaftsverhältnisse hin untersucht. Deshalb hatte ich auch Erziehungswissenschaft und Philosophie studiert, was bei mir ein thematisch stark antikapitalistisches Studium war und sich interdisziplinär auf Philosophie, Soziologie und Psychologie stützte.

Die Fähigkeit, eine Situation nicht nur isoliert zu betrachten, sondern sie in einem historischen, kulturellen, politischen Kontext zu sehen, war eigentlich da. Ich hatte geübt Ideologien zu erkennen, die noch so hübsch daher kamen, hatte gelernt Ideen geschichtlich nachzuvollziehen.

Trotzdem hat es einige Zeit gedauert, bis ich mir diese Sichtweise zurückeroberte und lernte sie auf meine eigene Situation anzuwenden. Den Prozess der Zurückeroberung kann man hier nachverfolgen.

Ich sehe mittlerweile die konformistischen und konservativen Tendenzen im therapeutischen Ansatz und stelle fest, dass sie Teil weit verbreiteter Tendenzen zur Individualisierung sind. Die psychologische Perspektive trägt die Gefahr in sich, politische und kollektive Probleme zu individualisieren und Verantwortlichkeiten zu verschieben. Da wird Menschen gesagt, sie litten alleine an ihren Gefühlen und das hätte nichts mit dem Rest der Welt zu tun.

Dabei kann jede*r sehen, dass es in unserer Welt drunter und drüber geht. Selbst ohne großartige politische und herrschaftskritische Bildung kann man erkennen, dass hier etwas ungerecht ist, wir auf ein ökologisches Desaster zusteuern und damit auch großes menschliches Leid einhergeht. Man könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass es Menschen damit nicht gut geht. Man könnte auf die Idee kommen, dass Menschen davon Angstzustände, Schuldgefühle, Ohnmachtsgefühle und Depressionen bekommen.

Aber weil man anscheinend nicht auf diese Idee kommt, sondern die Leute weiterhin mit Kalenderspruch-Philosophie, Illusionen von perfekter Normalität und hohlem Selbsthilfe-Müll vollgeballert werden, gibt es diese Seite.

Ich schreibe gegen die Propaganda von Neoliberalismus, Hippie-Esoterik und Positiver Psychologie. Die sagen nämlich alle dasselbe: Nicht an der Gesellschaft ist etwas falsch, sondern an dir! Wenn du dich nur mehr bemühen würdest, dann wärst du schön, erfolgreich, geliebt und glücklich.

Ich schreibe dafür, dass wir lernen den wahren Ursprung unserer Gefühle zu entdecken, dass wir lernen Sprache für sie zu finden und denen ein F*ck You! ins Gesicht zu sagen, die uns immer noch einreden, wir wären dysfunktional und selbst schuld an unserer Misere.

Ich schreibe für Solidarität und Zusammenhalt.

Ich schreibe für echte menschliche Begegnung, sinnvolle Tätigkeiten, für Verbindung mit der inneren und äußeren Natur.

Ich schreibe im Kampf für die Freiheit von Herrschaft, gegen Ausbeutung, Gewalt und Unterdrückung.

Dies ist der Kampf um die menschliche Würde.

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